Seit 2003 gibt es eine Währungskontrolle in Venezuela. Der gemeine Venezolaner kann nicht nach belieben sein Geld in andere Währungen umtauschen. Und auch als Tourist in Venezuela ist man an feste Wechselkurse gebunden, ein Dollar ist in Venezuela 4,3 BsF in allen öffentlichen Umtauscheinrichtungen wert. Wegen der starken Inflation liegt der Schwarzmarktkurs derzeit bei 9,23 BsF per Dollar. Das lohnt sich für den Touristen, für den Venezolaner nicht. Trotzdem wird man seine Dollar unter jedem Ladentisch los. Warum?
Dazu muss man wissen, wie man als venezolanischer Staatsbürger an echte Dollar kommt, wenn man ins Ausland reisen will, woanders studieren, oder bei Amazon einkaufen… denn der Bolivar wird nirgends in Deutschland oder in anderen Wechselstuben getauscht, er hat nur in Venezuela Wert.
Es gibt dazu zwei staatliche Einrichtungen, die ältere CADIVI und die neuere SITME. Wenn man ein Konto im Ausland hat, bzw. eine Kreditkarte, eine Steuernummer, eine eidliche Erklärung, dass man die neuen Dollar ordentlich verwendet, Kopie des Ausweises und noch ein paar Sachen mehr zusammenbringt, dann: kann man für Auslandsreisen bis zu 5000 $ jährlich eintauschen, für ein Auslandsstudium 5000 $ jährlich. Firmen die hier in Venezuela arbeiten, können bis zu 300.000 $ jährlich eintauschen (2). Das alles zu einem Kurs von 4,30 BsF für einen Dollar bzw. beim SITME sind es 5,30 BsF. Durch dieses System wird die Kapitalflucht eingedämmt. Das System ist so gedacht, dass manche Menschen Dollars in Bolivar eintauschen und manche Menschen umgekehrt. Es also eine Art Gleichgewicht gibt. Nur ist die Nachfrage nach Dollar viel größer als das Angebot. Daher muss die Regierung, mit den Petrodollars (das sind die Dollareinnahmen durch den Erdölexport) kräftig aushelfen. 42 Millionen $ wurden so im Schnitt pro Tag im letzten Jahr eingetauscht. Dieses Jahr wurde der Umtausch um 26 % zurückgefahren (El Universal, 2.5.2011 – Oferta de dolares en SITME se redujo). Es ist also in der Tat nicht so, dass man immer wenn man will diese besagten 5000 $ eintauschen kann. Darunter leidet nicht nur der Venezolaner, der morgen in den Urlaub fahren möchte, sondern v.A. internationale Firmen, die ihre Erlöse hier zu Geld, also Dollar machen möchten.
Für den Tausch von Dollar auf dem Schwarzmarkt gibt es hohe Geldstrafe und auch Haft. Über die Gefängnisse hatte ich schon berichtet, ein kleiner Zwischenstand: seit einer Woche sind im Gefängnis El Rodeo II 21 Mitarbeiter als Geisel genommen worden. Es sollen bessere Haftbedingungen erzwungen werden (3).