11.-13. April 2002

Wenige Ereignisse entzweien das Land so sehr wie der Staatsstreich vom 11. bis 13. April 2002. Chávez wird in dieser Zeit vom eigenen Volk abgesetzt und dann wieder zurück an die Macht gebracht. Dabei war eine polarisierte Gesellschaft schon Voraussetzung für die damaligen Ereignisse, weshalb ich auch im folgenden schlicht von Chavista und Antichavista sprechen werde:

Dem 11. April gingen zahlreiche Demonstrationen von Regierungsgetreuen und Opposition voraus, sowie eine Wirtschaftskrise, in der die Währung an Wert verlor und das BIP stark sank. Just in dieser Zeit probierte Chávez den heute staatseigenen Petroleumkonzern PDVSA von seiner staatlichen Unabhängigkeit zu befreien, um die Erdölerlöse besser an den gemeinen Mann zu bringen. Dieses Vorhaben wurde von der Mittelklasse und dem Konzern, sowie Gewerkschaften am 5. April 2002 mit einem Generalstreik entgegnet. Was folgte waren eine stark verringerte Erdölproduktion, Nichterscheinen der Zeitungen und TV-Programme. Dafür zeigten Regierungssender, wie das normale Leben weiterging, und Oppositionelle Sender, wie im ganzen Land gestreikt wurde. Für den 11. April wurde eine Grossdemonstration gegen Chávez zum Hauptquartier der PDVSA angekündigt.

Während dieser Demonstration wurde nun illegalerweise die Marschroute der Antichavista zum Präsidentenpalast verlegt, wo sich aber tausende Chavistas befanden. Ein blutiger Zusammenstoss der beiden Fronten stand aus. Jetzt überhäufen sich  unübersichtliche Ereignisse – Wahrheit und Propaganda sind schwer zu trennen. Die Guardia Nacional probiert die beiden Gruppen mit Tränengas auseinander zuhalten, hat aber angesichts der 200.000 Antichavistas wenig Chance. Es gibt ein paar Intermezzi zwischen den beiden Demonstrationen, ein Panzer fährt auf und Schüsse fallen. Am Ende sind 19 Menschen Tod und über 60 verletzt. Dabei sind die meisten Toten Chavistas gewesen. Oppositionelle Medien zeigen die blutigen Ereignisse am Abend im Fernsehen und beschuldigen Chávez für die Toten. Für Stimmung gegen Chávez ist gesorgt. Im Morgengrauen dem 12. April, 2002 wird Chávez im, von Demonstranten belagerten, Präsidentenpalast vom Militär gefangengenommen und in ein Militärgefängnis gebracht. Öffentlich zurückgetreten ist er aber nicht. Es gibt für nur zwei Tage eine Übergangsregierung. Denn in diesen zwei Tagen formierten sich Chavistas zu hunderttausenden und zwangen so die Übergangsregierung im Praesidentenpalast den gefangengenommenen Chávez zurück an die Macht zu lassen(1).

Angeblich war dieser Staatstreich von den Strippenziehern in Medien und Wirtschaft schon ein halbes Jahr vorher geplant worden, die USA hatten wohl auch ihre Finger mit im Spiel. Bis heute sind die Mörder der damaligen Demonstranten nicht ausfindig gemacht (2).

Just zum Jahrestag hat man die regierungsfreundliche Sicht der Dinge in Form von grossen, gewaltvermittelnden Fotos in den Schaukästen der Metrostationen dargestellt und auch war heute (13.04.2011) die ganze Metro kostenfrei zu benutzen. Dafür kamen aber auch die Beschäftigten der psychologischen Bibliothek nicht, denn heute ist Nationalfeiertag für alle Chavista mit Großkundgebung vor dem Präsidentenpalast (3).

Chávez vor seinem Amtssitz heute: „Dies ist die Demonstration des großen Volkssieges geboren am 13. April 2002. Und er ist nicht verschwunden, wie es immer durch die Medien der Oligarchie und des Imperiums gesagt wird […] von diesen Ratten, welche probieren, die Revolution im Volke geboren und noch heute bestehend, aufzuhalten…“(4, übersetzt von mir)

Eine regierungsfreundliche Sicht der damaligen Ereignisse gibt es im Film „The Revolution Will Not Be Televised“ von einem irischen Filmteam, die Gegendarstellung inX-Ray of a Lie“. Der Wikipediaartikel zum Thema hat 109 Fussnoten.

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