Semana Santa in Caracas

Die Osterwoche ist Feiertag, viele Menschen fahren an den Strand zur Fiesta und Sonne – Caracas ist tristgrau und wie leergefegt. Der Alkohol für diese Tage wird vorher gehortet, weil während dieser Woche gilt das Ley Seca, welches den Verkauf von Alkohol de jure einschränkt.

Es gibt jedoch eine Ostertradition in Caracas, die sich nicht nur auf kollektives Eieressen und Party beschränkt. Letzten Freitag zum 241igsten Mal verließen die Palmeros de Chacao die Stadt in Richtung Avila, also den Gebirgszug der Caracas vom Meer trennt. Dort sammeln die Palmeros, wie der Name schon verrät Ceroxylon Klopstockia – Palmenstängel. Diese werden an die Kirchen in Caracas für die Osterprozessionen verteilt. Nur durften die Palmeros aufgrund einer Anordnung des Umweltministeriums nicht in den Bergen übernachten, wie es eigentlich Brauch ist und auch nur eine sehr beschränkte Anzahl an Palmen mitnehmen. Begründung ist der Schutz dieser Palmen (1).

Heute zum Ostersonntag fand die Verbrennung des Judas statt. Eine Puppe wird symbolisch gehängt und verbrannt. Überall in den Straßen sind diese zu sehen. Dazu wird Geld gesammelt. Die Puppe stellt den Judas dar, also den Verräter von Jesus oder den Neubeginn des Jahres in spiritueller Reinheit, die Reinigung von allem Bösen, vom Teufel. Dieses Event wird seit je her politisch benutzt. Die Ursprünge der politischen Vereinnahmung dieser Tradition in Venezuela reichen bis zur Zeit der Conquista des Italieners Américo Vespucio (1499) zurück, welcher als Puppe verbrannt wurde. Dieses Jahr verbrennen die Krankenschwestern, die sich seit 32 Tagen im Hungerstreik befinden, eine Puppe als Gesundheitsministerin verkleidet (siehe Foto), weil sie nicht den Forderungen der Protestierenden nachkommt – nicht die Puppe sondern die Gesundheitsministerin. Die Opposition verbrennt Chávez und vor dem Präsidentenpalast Miraflores werden Abbilder der Opposition von Anhängern der Regierungspartei entzündet: „Borgas [Abgeordneter der Opposition] ist ein Judas, weil er die Regierung kritisiert und keine Moral hat“ (2,3,4)

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