Kein Platz

Die grosse Straflosigkeit in Venezuela ist kaum zu fassen.  Ca. 90 % der Gewalttaten  werden nicht bestraft, können nicht bestraft werden (1,2). Dabei ist es egal ob es sich um Raub, Mord oder Express-Geiselnahme handelt. Express-Geiselnahme ist unglaublich beliebt geworden, man nimmt jemanden für ein paar Stunden fest und setzt damit dessen Angehörige unter Druck möglichst viel Geld zu bezahlen. Der Vorteil: man muss nicht wie bei Diebesgut den Erlös zuerst zu Geld machen.

Andererseits gibt es gar keinen Platz fuer die Täter. Die Gefängnisse sind gnadenlos überbelegt. Z.B. im Gefängnis La Planta, welches fuer 450 Personen ausgelegt ist, befinden sich ca. 2300 Inhaftierte (4). Das ist in den übrigen Haftanstalten nicht anders. Man spricht von 400 %iger Überbelegung. Selbstverständlich, dass es da auch mal zu Streitereien kommt. Innerhalb von 2005-2009 sind immerhin 1.865 Menschen in venezulanischen Gefängnissen gestorben und 4.358 verletzt worden. Die Gewalt wurde gerade vor einiger Zeit wieder von der Kommission fuer Lateinamerikanische Menschenrechte (CIDH) moniert (3). Zu Blutvergiessen kam es speziell im Gefängnis La Planta, weil vor einigen Monaten der Füherer der Inhaftierten „Joan“ mit seinem Kumpel „Mechito“ ausgebrochen ist. Dadurch entstand ein Machtvakuum und die verschiedensten Gruppierungen im Gefängnis gehen/gingen aufeinander los. Die dazu nötigen Waffen (Granaten sind wohl am teuersten) verkaufen manchmal sogar die Wärter, und sind neben den zu entrichtenden Schutzgeldern die Lebensversicherung (5). Der Verkauf von Munition ist wohl ein super Geschäft.

Schätzungen zu folge, gibt es fuer jeden Inhaftierten 2 Schusswaffen

Die aktuelle Gewalt rief Proteste der Angehörigen hervor, die sich um die Sicherheit der Inhaftierten sorgten. Den Inhaftierten fehlt oftmals eine ordentliche Anklage, es gibt keine Resozialisierungsmaßnahmen, Raum für rekreative Aktivitäten oder gesundheitliche Versorgung.

Gerade heute (11.04.2011) mussten 55 Inhaftierte des Gefängnisses Vista Hermosa (Gute Aussicht) in ein Hospital verlegt werden, weil sie sich die Fussgelenke aufgeschnitten hatten. Sie protestierten damit für eine Verlegung in eine andere ihnen zustehende Strafanstalt und Beschleunigung der justizialen Prozesse (6). Weitere andere 700 Inhaftierte befinden sich ebenfalls in diesem Huelga de Sangre (Blutstreik), es geht dabei auch darum, dass ein Haeftlingsfuehrer wieder zurueckverlegt wird in das Gefaengnis Vista Hermosa. Wilmer Brizula hatte eine Verbesserung der Haftbedingungen erreicht (7).

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